add Yuri Bezmenov - Ideological Subversion

deutsch/fragmente/ideologische-subversion.txt

@@ -0,0 +1,294 @@
+Yuri Bezmenov - Ideologische Subversion (Deutsche Tonspur) (Teil 1)
+
+https://archive.org/details/deutschexkgbagentyuribezmenovaliastomasschumanklaertaufbersubversion
+https://www.youtube.com/watch?v=xk8iZN3UwaI
+
+Wenn man in einem Wörterbuch oder
+in irgendeinem staatlichen Gesetzbuch
+den Begriff "Subversion" nachschlägt,
+dann wird er meistens definiert
+als Teil von Aktivitäten, die zum Ziel haben,
+eine Religion oder eine Regierung zu zerstören,
+oder das wirtschaftliche System eines Landes.
+
+Normalerweise verbindet man den Begriff
+mit Spionage und filmreifen Aktionen,
+wie das Sprengen von Brücken,
+oder das entgleisen lassen von Zügen,
+Hollywood-Romantik eben.
+
+Worüber ich heute hier spreche,
+hat nichts zu tun mit dem Spionage-Klischee,
+oder dem Schnüffeln von KGB-agenten.
+
+Aus irgendeinem seltsamen Grund denken Leute,
+sowohl Hollywood Filme Macher als auch
+politikwissenschaftsprofessoren,
+oder sogenannte Experten für sowjetische Angelegenheiten,
+wenn man den KGB erwähnt, irrigerweise sofort,
+dass es der größte Wunsch von Andropow und dem KGB sei,
+dass jemand im Westen Baupläne
+irgendeines überschalldüsenflugzeug stiehlt,
+und diese dann dem sowjetischen Militär-Komplex verkauft.
+Sowas ist nur ein Teil der Geheimdienstarbeit.
+
+Wenn wir betrachten, wie viel Zeit,
+Geld und personelle Ressourcen
+die Sowjetunion und insbesondere der KGB
+insgesamt außerhalb der eigenen Grenzen aufwendet,
+dann sehen wir das Spionage daran nur
+ein Anteil von 10 bis 15% ausmacht.
+Der Rest ist immer Subversion.
+
+Subversion im sowjetischen Sprachgebrauch
+bedeutet immer destruktive, aggressive Unterfangen,
+um ein fremdes Land oder eine ganze Region zu zerstören.
+
+Da gibt es keine Agenten-Romantik,
+keine gesprengten Brücken,
+oder Mikrofilme, die in Cola-Dosen geschmuggelt werden,
+kein James Bond Nonsens.
+
+Das meiste dieser Aktivitäten ist offen,
+legal und leicht zu sehen, wenn man ein
+wenig Zeit und Mühe in die Beobachtungen investiert.
+
+Aber laut den Gesetzen und Strafverfolgungsbehörden
+in westlichen Zivilisationen, sind diese Aktivitäten legal.
+
+Man betrachtet es nicht als Verbrechen,
+wegen Irrtümern und Begriffsverdrehungen.
+
+Als subversiv gilt nur,
+wer eine Brücke in die Luft jagen will.
+
+Nein, ein Subversiver ist
+ein Austausch-Student der hierher kommt,
+ein Diplomat, ein Schauspieler, ein Künstler,
+oder ein Journalist, wie ich einst vor zehn Jahren.
+
+Subversion ist eine zweispurige Straße.
+Man kann einen Feind nicht untergraben, der
+nicht untergraben werden will.
+
+Nehmen wir die Geschichte von Japan als Beispiel.
+Vor dem 20. Jahrhundert war Japan eine
+sehr verschlossene Gesellschaft.
+
+Wenn ein fremdes Schiff an die Küste von
+Japan anlegte, geboten die kaiserlichen
+Soldaten der Besatzung höflichst zu
+verschwinden.
+
+Wenn ein amerikanische Verkäufer vor 70
+Jahren an der Küste Japans anlegte und sagte:
+ich habe ein wundervollen Staubsauger für euch,
+dann bekam er zu hören: bitte geh,
+wir brauchen deinen Staubsauger nicht.
+
+Wenn Fremde nicht gegangen sind,
+wurden sie erschossen.
+
+Die Japaner schützen ihre Kultur,
+ihre Ideologie, Werte und Traditionen.
+Man konnte Japan nicht untergraben.
+
+Man kann auch die Sowjetunion nicht untergraben,
+weil die Grenzen geschlossen sind,
+die Medien zensiert werden,
+und die Bevölkerung kontrolliert wird
+vom KGB und der politischen Polizei.
+
+Mit all den schönen Hochglanz-Fotos
+im Time Magazine und Magazin America,
+das von amerikanischen Botschaft in
+Moskau herausgegeben wird,
+kann man Russland nicht untergraben,
+weil diese Magazine die russische Bevölkerung
+gar nicht erreichen.
+
+Sie werden von den Zeitungsständen runtergenommen,
+und in den Müll geworfen.
+
+Subversion kann nur Erfolg haben,
+wenn ihr Initiator, der Agent,
+ein empfängliches Ziel hat.
+
+Die USA sind ein empfängliches Ziel.
+Umgekehrt gibt es keine Empfänglichkeit
+in der Sowjetunion für amerikanische Subversion.
+
+Die Theorie der Subversion
+geht beinahe 2500 Jahre zurück.
+Der chinesische Philosoph Sun Tzu war der Erste,
+der die Regeln der Subversion aufgeschrieben hatte.
+Im alten China war er ein Berater gewesen.
+
+Nach langem Nachdenken sagte er:
+Wenn man die eigene staatliche Politik
+mit Gewalt umsetzen will,
+dann ist es am kontraproduktivsten,
+barbarischen und ineffektivsten,
+auf dem Schlachtfeld zu kämpfen.
+
+Man sagt ja, dass Krieg nur die
+Fortführung der Politik mit anderen Mitteln ist.
+Der nackte Kampf aber ist idiotisch.
+Es ist die höchste Kriegskunst,
+überhaupt nicht mit Waffen zu kämpfen.
+
+Stattdessen will man alles untergraben,
+was im Feindes-Land einen Wert hat, so lange,
+bis die Realitätswahrnehmung des Feindes dermaßen kaputt ist,
+dass er dich gar nicht mehr als Feind wahrnimmt.
+Dass dein System, deine Zivilisation, deine Ziele
+als Alternative betrachtet werden.
+Nicht unbedingt als schöne Alternative,
+aber zumindest doch als praktikabel, als besser.
+
+Man will die Subversion so weit treiben,
+dass man schlussendlich den Feind einnehmen kann,
+ohne eine einzige Kugel abzufeuern.
+
+Sehen sie? Es geht ohne Brücken zu sprengen.
+Natürlich wusste Sun Tzu [nichts] über das Sprengen von Brücken.
+Vielleicht gab es damals nicht so viele Brücken.
+
+In der UdSSR werden die Grundlagen der Subversion
+allen Schülern der KGB-Einrichtungen
+und der Militärakademien beigebracht.
+
+Ich weiß nicht, ob diese Lektüre Standard ist
+für alle amerikanischen Offiziere,
+geschweige denn für die gewöhnlichen
+Schüler der Politikwissenschaft.
+
+Ich hatte Schwierigkeiten,
+Exemplare von Sun Tzu's Werk zu finden
+in Universitätsbüchereien in Toronto
+und später Los Angeles.
+
+Für Schüler, die eine Karriere in der UdSSR
+vor sich haben, ist es Pflichtlektüre.
+
+Subversion verläuft in vier Phasen.
+
+Die erste Phase nennt man Demoralisierung.
+Es dauert rund 15 bis 20 Jahre,
+um eine Gesellschaft zu demoralisieren.
+So lange braucht man,
+um eine einzige Generation zu erziehen.
+In diesem Zeitrahmen lernt ein Mensch,
+formt seine Weltsicht seine Persönlichkeit,
+seine Ideologie.
+
+Die Werkzeuge sind Infiltrierung,
+Propaganda, direkte Kontakte, und so weiter,
+in Bezug auf alles,
+was die öffentliche Meinung beeinflusst.
+
+Religion, das Bildungssystem,
+das gesellschaftliche Leben,
+Politik und die Strafverfolgungsbehörden,
+das Militär, sowie die Beziehung
+zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern,
+das Wirtschaftsleben.
+
+Manchmal, wenn ich die Methoden beschreibe,
+fragen mich Leute:
+Sind Sie sicher, dass dieses und jenes
+auf den sowjetischen Einfluss zurückzuführen ist?
+Nicht unbedingt.
+
+Die Taktik der Subversion ähnelt
+physischen Kampfsportkünsten.
+
+Wenn ein Gegner größer und schwerer ist als Sie,
+dann wäre es sehr schmerzhaft zu versuchen,
+seinen direkten Schlag zu blocken.
+Wenn mich ein stärkerer Gegner im Gesicht treffen will,
+wäre es unklug, seinen Schlag direkt blocken zu wollen.
+
+Im japanischen und chinesischen
+Kampfsport lernt man, dem Schlag auszuweichen,
+die Faust seines Feindes dabei zu greifen,
+und die Bewegung der Faust
+in dieselbe Richtung weiterzuführen,
+bis er dann gegen die Wand kracht.
+
+Das Land, das man angreifen möchte,
+begeht garantiert irgendwelche Schandtaten.
+Wenn es sich um eine freie demokratische Gesellschaft handelt,
+dann gibt es daran eine Vielzahl an Bewegungen.
+
+In jeder Gesellschaft gibt es Menschen,
+die gegen die Gesellschaft sind.
+Das können gewöhnliche Kriminelle sein,
+Leute die eine andere Ideologie vertreten als der Staat,
+gewissenhafte Feinde,
+oder psychotika die einfach gegen alles sind.
+Und dann gibt es noch eine kleine Anzahl
+an Agenten, die für fremde Nationen arbeiten.
+Gekauft, rekrutiert, umgedreht.
+
+Sobald alle diese einzelnen Bewegungen
+in eine einzige Richtung gehen,
+muss man sie greifen,
+und in die gleiche Richtung weiterziehen,
+so lange bis die Gesamtbewegung
+die Gesellschaft in Kollaps, in die Krise zwingt.
+Das ist die Taktik aus der Kampfkunst.
+Wir stoppen den Feind nicht,
+wir lassen ihn weitergehen,
+wir helfen ihm noch dabei,
+in unsere gewünschte Richtung zu gehen.
+
+In der Phase der Demoralisierung macht
+man sich also die Strömung in einem Land
+oder eine Gesellschaft zu nutze,
+die gegen die grundlegenden moralischen
+Werte und Prinzipien sind.
+Von diesen Strömungen zu profitieren, ist
+das Hauptziel des subversiven Agenten.
+
+Religion, das Bildungssystem,
+das gesellschaftliche Leben,
+Politik, die Strafverfolgungsbehörden, das Militär,
+sowie die Beziehung zwischen
+Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Wirtschaft.
+Auf diese Bereiche zielt Subversion ab.
+
+Religion will man zerstören, lächerlich machen,
+sie ersetzen durch diverse Sekten und Kulte,
+die die Aufmerksamkeit der Leute auf sich ziehen,
+egal wie naiv und primitiv diese Ersatzkulte sind,
+Hauptsache die führende Religion wird schrittweise untergraben,
+und sie erfüllt nicht mehr die Aufgabe,
+die Leute mit Gott zu verbinden.
+Man ersetzt etablierte, respektierte
+religiöse Organisationen mit Fake-Organisationen.
+
+Im Bildungssystem hält man die Schüler davon ab,
+pragmatische, konstruktive effiziente Dinge zu lernen.
+Statt Mathematik, Physik, Fremdsprachen, Chemie...
+lehrt man sie nutzlose Geschichte, Bio-Essen,
+Energiesparen, Sex... Hauptsache Ablenkung.
+
+Man ersetzt etablierte, traditionelle Organisationen
+mit Fake-Organisationen.
+Man nimmt den Menschen die Initiative,
+ihre Verantwortung, ihre natürlichen Interaktionen untereinander,
+sowie zwischen Gruppen und der Gesellschaft insgesamt.
+Man etabliert stattdessen künstliche,
+bürokratisch verwaltete Körperschaften.
+Statt echten sozialen Bindungen und
+nachbarschaftlicher Freundschaft,
+etabliert man Sozialarbeiter und Sozialeinrichtungen.
+Funktionsträger auf der Gehaltsliste der Bürokratie.
+Das wichtige für den Sozialarbeiter sind nicht Sie
+und Ihre Familie oder irgendwelche sozialen Bindungen,
+sondern sein Gehaltsscheck.
+Die sozialfunktionäre entwickeln
+alle möglichen hochtrabenden Konzepte,
+um der Bevölkerung und der Regierung vorzugaukeln,
+sie seien nützlich.